Am Anfang steht das Foto, die Aufnahme, die Franziska Schemel bevorzugt in Unterführungen, Treppenaufgängen, Fluren, architektonisch interessanten Räumen macht. Sie lauert auf den perfekten Moment, wenn z. B. eine junge Frau flott um die Ecke kommt, Passanten die Unterführung beleben. Dabei geht es nie um das Individuum als solches, sondern um die Bewegung.
Das ideale Foto verfügt über eine spannende Lichtregie mit alternierendem Licht- und Schattenspiel. Von diesem Foto, einem absoluten Unikat, das auf Aludibond hinter Plexiglas Part des Kunstwerkes wird, lässt sich Franziska Schemel dann inspirieren. Es ist sozusagen der Bildanlass. Sie führt es fort, ergänzt und vervollständigt es mit Pinsel und Farbe, auf Leinwand oder auf Bütten. Sie arbeitet verstärkt mit exakten Fluchtlinien, die in die Tiefe führen, in die Bildwirklichkeit, die Räumlichkeit erzeugen und die zweidimensionale Fläche zu einer 3D Seherfahrung werden lassen.
Die Wahl der Materialien wie Sand, Eisen, die dabei zum Einsatz kommen, ist überraschend, die Art der Umsetzung gekonnt. Ihre Werke bestechen durch Klarheit und einen fein nuancierten, eng reduzierten Farbkanon. Sie wirken puristisch und edel.
Ein in Schemels Bilderwelt immer wiederkehrendes Sujet voll Symbolkraft sind Treppen. Sie führen uns direkt ins Bild hinein, nehmen uns mit an einen Ort und in eine Zeit, wo jeder seinen eigenen Gedanken nachgehen kann. Trotz der angedeuteten Bewegung sind es ruhige stille Bilder die Franziska Schemel formuliert, Bilder von zeitloser Eleganz. Wohltuende Werke in einer hektischen Welt.